Nach drei Monaten Einleben und Einarbeiten in Penang als Praktikant bei Keller bin ich im Alltag angekommen. Seit Beginn meines 6 monatigen Praktikums Anfang Januar 2012 bin ich in Penang auf der Großbaustelle “2nd Penang Bridge Land Expressway” tätig. Der geplante Expressway wird die Insel Penang nahe des Flughafens mit dem bestehenden Highway auf dem Festland verbinden.
Keller ist hier für die Baugrundverbesserung mittels Rüttelstopfsäulen in gigantischem Ausmaß tätig, zumal die neue Trasse kilometerlang durch sumpfiges Gelände führt: Die Stückzahl geht in die 10.000er mit Tiefen bis zu 20m (1m Durchmesser). Zeitweise waren 5 der sogenannten Vibro Cats zur Herstellung der Rüttelstopfsäulen Tag und Nacht (zwei Schichten je 12h) im Einsatz. Von anderen Unternehmen werden P.V.D.s (Preinstalled Vertical Drains) und Pfähle in ebenfalls großem Ausmaß eingebracht. Die Rüttelstopfsäulen dienen hier als Gründung für die Dämme der Brückenauffahrten.
Meine Haupttätigkeit auf dieser Baustelle ist neben dem täglichen Besuch der Arbeitsplattformen der Vibro Cats und der Berichterstattung über deren Stabilitätszustand (Die Regenzeit verschlechtert die Arbeitsbedingungen erheblich) die Qualitätssicherung und -kontrolle der Rüttelstopfsäulen. Dazu gehört in erster Linie das Überprüfen jeder einzelnen Rüttelstopfsäule über Zeitschriebe, die während der Herstellung die Tiefe und Leistung des Tiefenrüttlers protokollieren.
Ungewohnt sind die langen Arbeitszeiten von 12h täglich von Montag bis Samstag. Allerdings sind nur die Baugeräte im Dauereinsatz, die Arbeit im Büro ist oft weniger produktiv. Bemerkenswert ist, wie Keller im Gegensatz zu vielen anderen Firmen in Malaysia, äußerst viel Wert auf die Arbeitssicherheit legt und auch Safety Supervisors einsetzt um jegliche Unfälle zu vermeiden.
Als kleinere Nebentätigkeit besuche ich wöchentlich einige Baustellen, auf denen Keller die Rüttelstopfsäulen fertig installiert hat und nun ein anderes Unternehmen den Damm der Brückenrampe als Bewehrte-Erde-Konstruktion darauf errichtet. Meine Aufgabe ist dort die Kontrolle des Bauprozesses und die Berichterstattung über den Baufortschritt.
Meine Hauptmotivation für ein Auslandspraktikum war neben den fachlichen Erfahrungen und Erkenntnissen der Wunsch ein mir völlig fremdes Land kennen zu lernen und für eine beschränkte Zeit aus der vertrauten Umgebung auszusteigen. Das wurde mir hier durch hilfsbereite und interessierte Kollegen leicht gemacht, und dadurch, dass die Kommunikation auf Englisch in Malaysia ohne weiteres möglich ist. Neben der Landessprache, dem Malaiisch, wird unter anderem viel Chinesisch und eben auch Englisch zwischen den einheimischen Malaien, Chinesen und Indern gesprochen.
Meine Tätigkeiten erfordern zwar keine große geistige Anstrengung und sind auf Dauer einseitig, geben aber tiefe Einblicke in die Realität der Umsetzung eines solchen Projektes auf der Baustelle hinsichtlich Organisation, Baugerät, Arbeitskraft und Baugrund, deren sich ein Ingenieur bewusst sein sollte.
Bericht: Roland Jahnke