Vom 19. bis zum 22. Januar hat das Institut für Geotechnik und Baubetrieb der Technischen Universität Hamburg (TUHH) im Rahmen der Lehrveranstaltung „Unterirdisches Bauen“ eine Exkursion nach Karlsruhe/Rastatt und Stuttgart durchgeführt. Als Ergänzung der theoretischen Vorlesung und Hörsaalübung zur Geschichte des Tunnelbaus, zu den verschiedenen Vortriebsverfahren, zur Tunnelplanung und statischen Berechnung von Tunnelbauwerken hatten wir so die einzigartige Möglichkeit, das Gelernte in der Praxis zu erleben.
In Rastatt konnten wir die Großbaustelle im Projekt „Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe-Basel“ besichtigen, auf der es weitläufige Eisenbahntrassen in offener Trogbauweise, zwei im Hydroschildvortrieb aufgefahrene Tunnelröhren sowie verschiedene Baugrundvereisungsmaßnahmen zu sehen gab. Besonders interessant waren hier die technisch anspruchsvollen, gesteuerten Horizontalbohrungen zur Herstellung eines rund 200 m langen Vereisungsrings unter bestehenden Eisenbahngleisen.
Im Anschluss ging es weiter nach Stuttgart, wo wir zunächst bei der Besichtigung des Turmforums am Stuttgarter Hauptbahnhof einen umfangreichen Überblick über das Gesamtprojekt Stuttgart 21 mit allen seinen technischen, geologischen und gesellschaftlich-politischen Herausforderungen erhielten. Am Folgetag konnten wir zwei große Tunnelvortriebsbaustellen im Rahmen des Bahnprojektes Stuttgart-Ulm besichtigen. Zuerst ging es zum Fildertunnel, dessen zwei parallele Röhren mit einem Erddruckschild, der flexible Stützungs- und Förderungsmodi gestattet, aufgefahren werden. Neben den für uns zugänglichen, mit mächtigen Stahlbetontübbingringen ausgekleideten Tunnelröhren beeindruckten hier die enorm große Baustelleneinrichtungsfläche und das Management des Abraumabtransportes. Unser letzter Besichtigungstermin führte uns zum Zwischenangriff Ulmer Straße. Hier konnten wir in den mächtigen Zugangsschacht einfahren und direkt an der Ortsbrust die zyklischen Arbeitsabläufe beim bergmännischen Vortrieb bewundern. Aufgrund der Quellgefahr durch anhydrithaltigen, unausgelaugten Gipskeuper bei Wasserzutritt konnten wir hier sogenannten „trockenen Vortrieb“, bei dem jeglicher Wasserzutritt vermieden wird, erleben. Das Highlight für alle war die Sprengung an der Ortsbrust, die ausgewählte Studierende sogar auslösen durften.
Im Namen aller an der Exkursion beteiligten Studierenden möchten wir der TUHH und der Fachschaft Bau für die finanzielle Unterstützung der Exkursion unseren Dank ausdrücken. Insbesondere bedanken wir uns herzlich bei Herrn Dipl-Ing. (FH) Martin Schippers, Oberingenieur Bauleitung der Züblin Spezialtiefbau GmbH in Rastatt, und bei Herrn Dipl.-Ing. Günter Osthoff, Projektleiter Technik bei der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, sowie bei allen ihren Kolleginnen und Kollegen, die uns so spannende Einblicke in den praktischen Tunnelbau gegeben haben.
Wir wünschen weiterhin viel Freude und Erfolg bei der Projektabwicklung und Bauausführung und zuletzt in Tunnelbautradition natürlich ein herzliches Glück Auf!
Dr.-Ing. Marius Milatz und die Studierenden der TUHH